So arbeiten Sie einen osteuropäischen Mitarbeiter am besten ein:
Die Bildungssysteme osteuropäischer Länder weisen trotz EU-Bestrebungen zur Vereinheitlichung Besonderheiten auf, über die wir Sie hier gerne informieren möchten.
Während die duale Berufsausbildung in Deutschland seit Jahrzehnten gängige Praxis ist, wurde diese zum Beispiel in Ungarn 2011, in Polen 2015 eingeführt. In Rumänien gibt es die ersten privatwirtschaftlichen Initiativen, die sich am dualen Ausbildungssystem Deutschlands orientieren. Einige davon werden von Kommunen und Kreisen unterstützt, so zum Beispiel Kronstadt/Brasov oder Karlsburg/Alba Iulia.
Sie können davon ausgehen, dass Ihr neuer Mitarbeiter eine solide schulische Ausbildung erhalten hat und flexibel, motiviert und leistungsbereit ist. Meist hat er eine rein schulische Berufsausbildung genossen. Seien Sie sich daher bewusst, dass Sie Ihrem neuen Mitarbeiter sehr helfen, wenn Sie ihn in praktische Abläufe der GaLaBau-Arbeit wie auch im Unternehmen selbst Schritt für Schritt einweisen.
Osteuropäische Fachkräfte sind zu Beginn kein Selbstläufer. Sie bedürfen einer praktischen Unterweisung und fachlicher Aufsicht, ähnlich unseren deutschen Auszubildenden. Sie lernen schnell dazu, sind sie doch meist älter als unsere Azubis.
Planen Sie zunächst einfachere, gleichbleibende Arbeiten in möglichst ein- und derselben Kolonne. Hat Ihr neuer Mitarbeiter Sicherheit gewonnen, kann der nächste Schritt kommen: Eine anspruchsvollere Aufgabe, auch mal eine neue Kolonne.
Die meisten unserer Arbeitskräfte sind mit Bautätigkeiten bereits vertraut. Mit den richtigen Geräten werden Sie Ihre GaLaBaustellen produktiv voranbringen. Ausführliche Details und Vorgehensweisen sprechen wir im Laufe des Überlassungsprozesses persönlich mit Ihnen ab.
Berufsbildung in Polen
Dieser schulische und berufliche Hintergrund steckt hinter den Abschlüssen Ihrer neuen Mitarbeiter aus Polen:
Polen führte 2015 die duale Berufsausbildung ein. Sie kombiniert die Ausbildung in einer Berufsschule mit der Ausbildung in einem Unternehmen. Die duale Ausbildung ist in Polen vor allem bei handwerklichen Berufen üblich. Ausbildende Arbeitgeber gehören meist einer Handwerkskammer oder einer Berufsinnung an, welche die Ausbildung überwacht.
Grundsätzlich erfolgt die berufliche Ausbildung (immer noch) zum Großteil über die Berufsschulen.
Am 1. September 2017 trat in Polen eine umfassende Bildungsreform in Kraft.
Bis dahin gliederte sich die Schul- und Berufsbildung in eine sechsjährige Grundschule (szkoła podstawowa), eine dreijährige Mittelschule (gimnazjum), eine dreijährige Oberschule mit Abitur (liceum) oder eine vierjährige Fachoberschule mit Abitur (technikum) und eine dreijährige Berufsschule (szkoła zawodowa) ohne Abitur.
Die Bildungsreform 2017 gliedert die Schulbildung nun neu:
- in eine achtjährige Grundschule (szkoła podstawowa) mit Primarstufe (Klasse I – IV) und Sekundar I-Stufe (Klasse V – VIII), die alle Schüler durchlaufen,
- anschließend in eine vierjährige Oberschule mit Abitur (liceum) mit Abitur
- oder eine fünfjährige Fachoberschule (technikum) mit Abitur.
- Anstelle der allgemeinen Berufsschule (zasadnicza szkoła zawodowa) wurde eine zweiteilige branchenbezogene Berufsschule (szkoła branżowa) eingeführt. Diese führt nach drei Jahren zum Berufsschulabschluss. Nach weiteren zwei Jahren ergänzende Berufsschule ist ebenfalls Abitur möglich.
Berufsabschlüsse des polnischen Bildungssystems
Absolventen an polnischen Berufsgrundschulen erhielten zwei Zeugnisse: Zum einen das Abschlusszeugnis der jeweiligen Schule (Swiadectwo ukończenia zasadniczej szkoły) sowie ein Diplom zur Bestätigung der beruflichen Qualifikation (Dyplom potwierdzający kwalifikacje zawodowe). Absolventen konnten im Anschluss an den Berufsschulabschluss an Lyzeen oder Technika wechseln, um dort die allgemeine Hochschulreife zu erlangen.
- 2 bis 3-jährige duale Berufsausbildung im Handwerk mit dem Gesellenbrief (Swiadectwo czeladnicze) und dem Berufsschul-Abschlusszeugnis (Swiadectwo ukończenia zasadniczej szkoły zawodowej)
- 2 bis 3-jährige Berufsausbildung außerhalb des Handwerks mit dem Berufsdiplom (Dyplom potwierdzający kwalifikacje zawodowe) und dem Berufsschul-Abschlusszeugnis (Swiadectwo ukończenia zasadniczej szkoły)
- 4-jährige Ausbildung an der Technika (technikum) mit dem Berufsdiplom (Dyplom potwierdzający kwalifikacje zawodowe) und dem Technika-Abschlusszeugnis (Swiadectwo ukończenia technikum); Absolventen der Technika erlangen neben dem Berufsabschluss auch die allgemeine Hochschulreife
- 3-jährige Ausbildung an der ergänzenden Technika ( technikum uzupełeniające) mit dem Berufsdiplom (Dyplom potwierdzający kwalifikacje zawodowe) und dem Abschlusszeugnis der ergänzenden Technika (Swiadectwo ukończenia technikum uzupełniającego); der Bildungsgang richtet sich an Absolventen der Berufsgrundschulen, die hier in einem verwandten Berufsfeld den Abschluss eines polnischen Techniker erlangen können und zudem die allgemeine Hochschulreife
- 1 bis 2,5-jährige Ausbildung an post-lyzealen Schulen (szkoła policealna) mit dem Berufsdiplom (Dyplom potwierdzający kwalifikacje zawodowe ) und dem Abschlusszeugnis der post-lyzealen Schule (Swiadectwo ukończenia szkoły policealnej); ermöglichen Absolventen der Sekundarstufe II eine Berufsqualifikation als polnischer Facharbeiter/Fachangestellter (einjährig) oder als polnischer Techniker (zwei- bis zweieinhalbjährig)
- Alle, die einen Berufsabschluss erworben haben, können mit entsprechender Berufserfahrung bei Bestehen der Meisterprüfung den Meisterbrief (Dyplom Mistrzowski) erwerben.
Berufsbildung in Ungarn
Dieser schulische und berufliche Hintergrund steckt hinter den Abschlüssen Ihrer neuen Mitarbeiter aus Ungarn:
Seit dem Januar 2013 liegt das gesamte öffentliche Bildungswesen in Ungarn nicht mehr in den Händen der Kommunalverwaltungen, sondern beim Staat. Die berufliche Bildung ist seitdem praxisorientierter ausgelegt und erfolgt in engerer Kooperation mit der Wirtschaft. So finden rund 2/3 der dreijährigen Ausbildungszeit an praktischen Ausbildungsstätten statt, entweder einer schulischen Werkstatt oder einem Unternehmen.
Die ungarische Regierung stärkt die duale Berufsausbildung, in Anlehnung an die duale Berufsausbildung in Deutschland.
Schulbildung
In Ungarn beginnt die zehnjährige Schulpflicht mit 6 Jahren. Die achtjährige Allgemeine Schule (általános iskola) gliedert sich in die Unterstufe mit den Klassen 1 bis 4 und die Oberstufe mit den Klassen 5 bis 8. Je nach Leistungsniveau und Interesse können Schülerinnen und Schüler anschließend das vierjährige Gymnasium (gimnázium) besuchen oder eine dieser drei berufsbildenden Schulen:
- Berufliches Gymnasium (szakgimnázium);
bis 2016 als berufsbildende Sekundarschule (szakközépiskola – SZKI) bezeichnet - Technisches Lyzeum (szakközépiskola), Sekundarschule;
bis 2016 als Berufsschule (szakiskola – SZI) bezeichnet - Berufsbildendes Lyzeum (szakiskola);
bis 2016 als Spezialfachschule (speciális szakiskola) bezeichnet
Besonderheit: Nationales Verzeichnis der Berufsabschlüsse
Das Nationale Verzeichnis der Berufsabschlüsse (Országos Képzési Jegyzék – OKJ) in Ungarn listet alle beruflichen Abschlüsse. Diese werden deshalb als „OKJ-Abschlüsse“ bezeichnet. Mit bestandener Abschlussprüfung (szakmai vizsga) erhalten die Absolventen das Berufszertifikat bizonyítvány. Die Klassifikation der beruflichen Qualifikationen wird über eine achtstellige Nummer angezeigt. Die ersten beiden Ziffern geben das Niveau wieder:
- An einer Berufsschule können berufliche Qualifikationen erworben werden, deren Klassifikationsnummern mit den Ziffern 21, 31, 32, 33, 34 beginnen.
- Berufliche Qualifikationen, die mit den Ziffern 51, 52, 53, 54, 55 oder 71 beginnen, spiegeln den Erhalt der Hochschulreife wider oder setzen den Abschluss der beruflichen Sekundarschule voraus.
Zurzeit gibt es rund 800 anerkannte Ausbildungsberufe in Ungarn.
Höhere Berufsbildung in Ungarn
Eine höhere berufliche Qualifikation wie zum Beispiel die Technikerqualifikation führen Berufsbildungsgänge an Hochschulen oder Universitäten. Diese dauern vier bis fünf Semester und sind vorbehalten den Absolventen von beruflichen Gymnasien (szakgimnázium: 4+1 Jahre), von Technischen Lyzeen (szakközépiskola: 3+2 Jahre), von Gymnasien sowie Absolventen der dreijährigen Berufsausbildung nach fünf Jahren Arbeitserfahrung und bestandener Meisterprüfung (mestervizsga).
Die Meisterprüfungen werden von der ungarischen Industrie- und Handelskammer und der ungarischen Landwirtschaftskammer organisiert. Sie setzen keinen beruflichen Abschluss voraus, jedoch den Besuch von Meisterlehrgängen und einschlägige Berufserfahrung von mindestens fünf Jahren.